EL BUEN SAMARITANO e.V.

Newsletter vom 28. März 2021: Das neue Schuljahr hat begonnen und ein Brief von Elizabeth

In Perú ist wieder Unterricht – aber weiterhin nur auf Distanz. Die Schulkinder haben inzwischen ein volles Jahr ohne Schulbesuch hinter sich.

Weiterhin scheint es aber so zu sein, dass das in unserer Schule enorm gut klappt, und zwar durchaus auch im Vergleich zu Schulen anderswo auf der Welt, und auch in Deutschland.

Die Schuljahreseröffnung fand – wie sollte es anders sein – auch per Videokonferenz statt, was nebenbei den Vorzug hatte, dass Verena und ich dabei sein konnten. Für die Vor- und die Grundschule gab es je eine separate einstündige Veranstaltung mit Redebeiträgen von der Direktorin, den Lehrkräften und von der deutschen Unterstützerorganisation (also von uns). Bis zu 88 Teilnehmende zeigte das Videokonferenzprogramm an! Mein Eindruck ist, dass sich die Leute mit einer bemerkenswerten Selbstverständlichkeit und ohne große Berührungsängste auf das neue Medium einlassen und sich ziemlich unaufgeregt an die neuen Gegebenheiten anpassen. Ich vermute, dass das daher kommt, dass sie plötzliche einschneidende Veränderungen und daraus resultierenden Kummer mehr gewöhnt sind als etwa die Menschen hier in Deutschland.

Elizabeth eröffnete die Konferenz, indem sie allen Familien zu ihren Corona-Verstorbenen kondolierte.

Eine weitere sehr interessante Videokonferenz hatten Elizabeth, Verena und ich mit Andrea Hartel, der deutschen Pastorin der Kirchengemeinde, der Elizabeth angehört. Andrea war, vielleicht erinnert Ihr Euch, 2018 Augenzeugin, als Kriminelle versuchten, die Schule in ihren Besitz zu bekommen. Außerdem haben Albrecht und Andrea Hartel das Projekt Regalando sonrisas [Lächeln schenken], also die Arbeit mit den Kindern, die besonderen Förderbedarf haben, an unserer Schule initiiert, und um diese Arbeit ging es bei unserem virtuellen Treffen, bei dem auch die Heilpädagogin Nancy Portocarrero dabei war, die seit dem letzten Jahr fest in unserer Schule angestellt ist. (Früher arbeitete sie nur an zwei Tagen pro Woche für uns.)

Eines unserer besonderen Schulkinder

Kinder mit physischen, mentalen und/oder psychischen Besonderheiten bedürfen in besonderem Maße und in besonderer Weise der Zuwendung, und genau die wird ihnen vielfach nicht zuteil. Man kann sich denken, dass das in einem Armutsgebiet, wo die meisten Menschen Tag für Tag um ihr Auskommen kämpfen müssen, in noch viel höherem Maße der Fall ist, als zum Beispiel bei uns, wo es auf diesem Gebiet gewiss auch noch einiges zu verbessern gibt. In Mariátegui ist das Angebot für solche Kinder gleich null, bzw. die (in weiterer Entfernung) existierenden professionellen Angebote sind für die meisten Familien unerschwinglich teuer. Das bedeutet, dass viele solcher Kinder ein Dasein "wie ein Möbelstück" führen, wie sich Nancy ausdrückte. Dass wir in unserer Schule ein besonderes Augenmerk auf diese Kinder richten wollen, haben wir uns schon lang vorgenommen, und die Festanstellung von Nancy ist ein guter erster Schritt in diese Richtung. Aber in dem Gespräch wurde deutlich, wie viel mehr noch getan werden muss, um eine wirklich adäquate und wirksame Unterstützung für diese Kinder gewährleisten zu können.

  • Wir brauchen unbedingt einen barrierefreien und entsprechend ausgestatteten Raum für die therapeutische Arbeit. Derzeit steht nur eine ganz kleine Kammer zur Verfügung, in der Nancy nur mit einzelnen Kindern sitzen aber zum Beispiel keine Spiele machen kann. Die Klassenzimmer können außerhalb der Unterrichtszeiten wohl genutzt werden, aber sie stehen voller Schulbänke und bieten nicht die Ausstattung, die für diese Arbeit benötigt wird.
  • Wir brauchen mehr Personal, zumindest noch eine Hilfskraft, selbst wenn wir nur die Anzahl von Kindern betreuen wollten wie bisher.
  • Wir brauchen ein Konzept und Mittel für die Weiterbetreuung der Kinder, wenn sie unsere Grundschule nach der sechsten Klasse verlassen, unabhängig davon, ob sie danach eine weiterführende Schule besuchen oder eine Arbeit aufnehmen. Dazu gehört zum Beispiel, für die Kinder Behindertenausweise zu beantragen, die es in Perú auch gibt, die aber die meisten nicht haben.

Pandemiebedingt findet natürlich auch die Arbeit mit den besonderen Kindern derzeit nur online statt, so gut es eben geht. Umso wichtiger ist gerade jetzt die Arbeit mit den Familien, für die Nancy sehr viel Zeit aufwendet. Für viele Eltern ist es schwer zu akzeptieren, dass ihre Kinder anders sind als andere Kinder und besondere Zuwendung und Unterstützung, natürlich auch durch ihre Eltern, benötigen. Ziel ist, dass die Kinder sowohl in der Familie als auch in der Gesellschaft integriert sind und in die Lage versetzt werden, ein möglichst unabhängiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. Wie immer bei der Arbeit unserer Schule Divina Misericordia spielt dabei auch der Glaube eine wichtige Rolle.

Wir vier waren uns einig: Die Weiterentwicklung dieser Arbeit soll für El Buen Samaritano e.V. und für die Schule höchste Priorität haben.

Bitte lest in der Folge den Brief von Elizabeth!

Viele herzliche Grüße
Euer
Holger von Rauch


Liebe Freunde von El Buen Samaritano,

empfangt herzliche Grüße von der Direktorin Elizabeth Castro Blas! Die ganze Welt ist wegen der Pandemie in einer Ausnahmesituation. Hier in Perú ist die zweite Welle in jeder Hinsicht außer Kontrolle geraten. Die Krankenhäuser kollabieren, es gibt keinen Sauerstoff. Jeden Tag sterben viele Menschen, inzwischen sind auch Eltern von unseren Schulkindern unter den Todesopfern. Die ganze Situation ist schlimm und sehr schmerzlich.

Ich kann Euch informieren, dass am 15. März in ganz Perú die Schule wieder begonnen hat. Wir machen es weiterhin wie schon 2020 per WhatsApp, denn wir haben die Erfahrung gemacht, dass das funktioniert, wenn auch nicht zu 100 Prozent. Dieses Jahr haben wir als eine Verbesserung vorgesehen, einmal pro Monat eine Zoom-Videokonferenz mit den Eltern und den Kindern zu machen.

Am Sonntag, dem 14. März, fand die Schuljahreseröffnung statt, bei der alle Lehrkräfte und die Eltern teilnahmen und auch die beiden Vorsitzenden von El Buen Samaritano e.V., Verena und Holger. Es war das erste Mal, dass sie bei einer Schuljahreseröffnung dabei waren, das war für alle aufregend. Sie richteten sich an die Eltern und sprachen über die Arbeit von El Buen Samaritano in Mariátegui und über die soziale Idee der Schule, die zum Ziel hat, Kindern aus den wirtschaftlich benachteiligten Familien dieselben Möglichkeiten zu eröffnen, wie sie die anderen auch haben.

In der Vorschule starten wir mit 110 eingeschriebenen Kindern und in der Grundschule mit 205. Es ist ein großer Segen, dass unsere Einrichtung trotz der Pandemie weiter arbeiten kann. Viele andere Schulen haben aufgehört zu unterrichten, und ich kann Euch sagen, dass wir es dank Gottes Segen schaffen, eine bessere Arbeit zu machen als die staatlichen Schulen und die meisten Privatschulen. Das sage nicht nur ich, sondern das sagen vor allem auch die Eltern, und das sagen die Anmeldezahlen. Wir haben keinen einzigen freien Platz mehr.

Die Arbeit in unserem Projekt Regalando sonrisas [Lächeln schenken] für die andersbegabten Kinder geht auch weiter. Unsere Spezialistin Nancy Portocarrero kümmert sich um 21 Kinder im Schulalter und zehn, die schon arbeiten. Wir hatten auch zu diesem Thema eine sehr erfreuliche Videokonferenz mit Verena und Holger.

Abschließend kann ich Euch nur für das Vertrauen in meine Person danken, die ich in dieser schweren Zeit die Verantwortung für unsere Bildungseinrichtung trage. Die Lehrerinnen und Lehrer versuchen Tag für Tag das Beste für ihre Kinder zu leisten.

Liebe Freunde, ich verabschiede mich mit festen Umarmungen aus der Ferne, möge Gott Euch segnen, bis bald,
Elizabeth

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