Seit Jahren nehmen Erdbeben in der Region Lima stark zu. Ließen sie sich bis 2010 noch meist an einer Hand abzählen, wurden bereits seit Beginn dieses Jahres über 30 temblores [leichte Erdstöße] aufgezeichnet. Sie gehören heute also in gewisser Weise zum Alltag dazu. Mein erstes Erdbeben erlebte ich in einem Sprachinstitut, zu dem ich eine Freundin begleitete. Die Evakuierung aus dem Gebäude auf den Innenhof verlief planmäßig und ohne viel Aufregung. Man war überrascht als ich sagte, dass das mein erstes Erdbeben überhaupt sei.
Neben diesen Zahlen verkündet das peruanisch-japanische Zentrum für Erdbebenforschung und Katastrophenschutz (CISMID), dass ein weiteres besonders schweres Beben mit einer Stärke von bis zu 8,8 längst überfällig sei. Die Regierung ergreife jedoch noch immer zu wenig entsprechende Maßnahmen. Vor allem in den armen Teilen der Stadt, in denen der Großteil der über 10 Mio. Einwohner Limas leben, sei man einer solchen Naturkatastrophe ohne ausreichende Vorbereitung von staatlicher Seite ausgeliefert. Es ist kaum vorzustellen, was ein starkes Beben mit Mariátegui anstellen würde, schaut man sich die einfache Bauweise und zum Teil sehr mutige Hanglage der unzähligen kleinen Häuser und Hütten an.
Immerhin erinnert also die Natur mit ihrem regelmäßigen Grollen an die Gefahr, die sie birgt. Und zumindest in der Schule Divina Misericordia wird verantwortungsbewusst Vorsorge geleistet: Regelmäßig finden simulacros statt, Übungen, in denen Kinder und Lehrpersonal den Ablauf einer Evakuierung verinnerlichen. Mit provisorischen Tragen aus zwei Besenstilen und einem großen Reissack, Megaphon, Verbandskasten und mit roter Farbe geschminkten Verletzungen bereitet man sich auf den Ernstfall vor.
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