Noch vor zwei Wochen sprachen Elizabeth und ich bei unserem Telefonat überhaupt nicht über das Thema, letzte Woche sagten wir, wir warten mal die Entwicklung der nächsten Tage ab, gestern gab es schon nichts mehr zu erörtern. Die Einreise von Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürgern in die EU ist beschränkt worden, die Fluggesellschaft hat den Flug storniert, und natürlich müssen auch wir alle angekündigten Veranstaltungen einschließlich der Jubiläumsfeier mit dem Benefizkonzert und der Mitgliederversammlung absagen. Es tut mir sehr leid für alle, die ► auch dieses Mal wieder viel Zeit, Energie und Begeisterung in die Planung der Reise und von Terminen mit Elizabeth gesteckt haben.
Die Fluggesellschaft hält das Flugticket offen. Ob und wann wir einen dritten Anlauf zu einer Besuchsreise Elizabeths in Deutschland machen, sollten auch wir fürs erste offen halten. Ich für meinen Teil hoffe, dass die Redewendungen „aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ und „aller guten Dinge sind drei“ sich als gültig und zutreffend erweisen mögen.
Perú hat laut WHO 318 (gestern noch 234) bestätigte Fälle von Corona-Infektionen und auch schon erste Todesfälle. Die Infektionen sind über das ganze große Land verteilt aufgetreten, also sowohl in Lima als auch in verschiedenen Provinzen. Die Maßnahmen, die proklamiert wurden, sind drastisch – unsere Schule ist, wie alle anderen Schulen, geschlossen, im ganzen Land herrscht Ausnahmezustand, abends ab 18 Uhr gilt Ausgangssperre – aber trotzdem kann ich mir in Anbetracht der Lebensverhältnisse der meisten Menschen in Perú kaum vorstellen, dass eine Ausbreitung des Virus dort wirksam verhindert werden kann. Das kann noch sehr bedenklich werden, denn das dortige Gesundheitssystem ist viel weniger leistungsfähig als das deutsche oder auch das italienische.
Für unsere Arbeit bedeutet die Lage auch in wirtschaftlicher Hinsicht nichts Gutes. Wir wollen die Lehrerinnen halten und werden ihnen deshalb weiterhin zumindest soviel bezahlen, wie sie zum Überleben brauchen – und das entspricht meist ihrem regelmäßigen Gehalt. Aber Schulgebühren werden sich kaum einnehmen lassen, denn es findet ja keine Schule statt. Dieses Problem werden indes wohl alle privaten Schulen in Perú haben, wie auch unzählige andere Unternehmen und Initiativen dort und überall auf der Welt.
Dabei hatte das Schuljahr Anfang März mit 300 Kindern so gut begonnen. Elizabeth und die Lehrerinnen setzten sich vier Schwerpunkte, auf die sie sich dieses Jahr besonders konzentrieren wollen:
Doch vorerst bleibt uns und unseren Freunden in Perú nur abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln, bis zu dem hoffentlich nicht fernen Tag, an dem die Schule die Türen wieder öffnet und die oben genannten guten Vorhaben verwirklicht werden können. Es kann sein, dass unser Durchhaltevermögen einmal mehr auf die Probe gestellt wird. Immerhin, Elizabeth klang am Telefon sehr optimistisch, bei allem Bedauern darüber, dass ihre Reise, auf die sie sich sehr gefreut hatte, nun schon wieder nicht stattfinden kann. Sie sendet Euch viele liebe Grüße!
Dem schließt sich sehr herzlich an
Ihr/Euer
Holger von Rauch
PS: Vom aktuellen 62. Rundbrief habe ich 400 Exemplare drucken lassen, weil ich dachte, dass man sie bei den Vortrags- und Begegnungsterminen an Interessierte verteilen kann. Die sind jetzt übrig und veralten allmählich. Vielleicht könnt Ihr einige Exemplare an Menschen weitergeben, die zuhause sitzen müssen und Muße zum Lesen haben? Dann ► gebt mir bitte Bescheid, ich schicke Euch gern welche.
PPS: Bitte bleibt gesund und unterstützt die Maßnahmen zur Bekämpfung der Epidemie!
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